Das Thema Bürgerbeteiligung an Erneuerbaren Energien Anlagen hat im Bundesland Schleswig-Holstein ein langjährige Tradition, da der Ausbau Erneuerbarer Energien verstärkt auf die Akzeptanz und Mitwirkung der Bevölkerung angewiesen ist. Die formelle, informelle und finanzielle Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern kann entscheidend dazu beitragen, den Ausbau neuer Projekte lokal abzusichern und das Vertrauen der Bevölkerung zu stärken. Indem Anwohnerinnen und Anwohner bewusst in Projekte eingebunden werden, gewinnen sie an Identifikation mit der Energietransformation.

Bürgerenergie – DNA der Energiewende

„Wir haben in Sachen Bürgerenergie in Schleswig-Holstein eine deutlich bessere Ausgangslage als andere Bundesländer.“

– Stephan Frense, Geschäftsführer ARGE NETZ

Die Energiewende in Schleswig-Holstein zeichnet sich seit Jahrzehnten durch eine engagierte und tief verwurzelte Kultur der Bürgerbeteiligung aus. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, in denen Beteiligungsmodelle oft erst in den letzten Jahren stärker gefördert wurden, ist in Schleswig-Holstein bereits seit den Anfängen der Energiewende eine substanzielle und authentische Beteiligungskultur verankert. Bürgerinnen und Bürger, Kommunen sowie lokale Unternehmen haben hier frühzeitig die Chancen und Vorteile der Erneuerbaren Energien erkannt und sich in Form von Genossenschaften, Bürgerwindparks und kommunalen Projekten zusammengeschlossen, um aktiv am Ausbau der Windenergie mitzuwirken. Die Erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein haben sich daher zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt, der den Menschen im ländlichen Raum eine enorme Steigerung ihrer Lebensqualität bringt - durch direkte und indirekte Arbeitskräfte, direkte und indirekte Beteiligung, Gewerbesteuerzahlungen in Millionenhöhe, Spenden und Stiftungen.

Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern

In den Standortgemeinden der ARGE NETZ Gesellschaften profitieren alle Anwohnerinnern und Anwohner von Erneuerbaren Energien Anlagen und den jährlichen Gewerbesteuereinnahmen, die sie erbringen. Wichtig aber auch: Zusätzlich profitieren zwölf Prozent der Anwohnerinnen und Anwohner von einer (in)direkten Beteiligung an regionalen Windenergieanlagen. Diese bringt einen erheblichen jährlichen finanziellen Zugewinn, der die Kaufkraft vor Ort stärkt.

Gewerbesteuerzahlungen durch Erneuerbaren Energien Anlagen in Schleswig-Holstein (in Mio Euro)*

*aus der reinen Stromerzeugung, basierend auf den Gewerbeerträgen der Erneuerbaren Energien (Quelle: Industrie- und Handelskammern Schleswig-Holstein) und einem durchschnittlichen Hebesatz von 385 %. Hinzuzählen sind zudem die Zahlungen durch Projektierer und Planer sowie indirekter Dienstleistungsunternehmen.

Die Gewerbesteuerzahlungen in Millionenhöhe sind für viele Gemeinden eine wichtige Finanzierungsquelle, um zentrale Aufgaben der Daseinsvorsorge zu stemmen. Aufgrund des kommunalen Finanzausgleichs profitieren nicht nur Standortgemeinden, sondern auch andere Kommunen im Bundesland. Schulen, Kitas, Straßen oder Sportstätten – überall fließt Geld aus der Wertschöpfung der Erneuerbaren. Doch vielen ist nicht bewusst, wie stark die Erneuerbaren zur regionalen Entwicklung beitragen. Mehr Transparenz darüber schafft Akzeptanz und zeigt: Die Energiewende verbessert die Lebensqualität weit über die Anlagenstandorte hinaus.

“Wir sollten die kommunale Abgabe nicht als Entschädigungszahlung verstehen. Denn verschiedene Akzeptanzumfragen zeigen immer wieder, dass die Zustimmung zu Erneuerbaren steigt, sobald Anwohner*innen Erfahrungen mit Anlagen im Umfeld haben.”

Ina Kietzmann, Leiterin Landespolitik & Kommunikation

Kommunale Abgabe nach § 6 des EEG in Schleswig-Holstein*

*Netzbetreiber können Aufwendungen in die Netzentgelte einpreisen und so auf die Endkunden umlegen, was in Zeiten steigender Energiepreise zusätzliche finanzielle Belastungen nach sich zieht.

Die kommunale Abgabe nach § 6 EEG bietet Gemeinden die Chance, gezielt von der Ansiedlung von Erneuerbare-Energien-Anlagen zu profitieren und sich damit einen standortbezogenen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Die Mittel können für lokale Infrastruktur, soziale Einrichtungen oder Bürgerprojekte genutzt werden und erhöhen so unmittelbar die regionale Wertschöpfung. Auch wenn die Abgabe von den Netzbetreibern auf die Stromverbraucherinnen und Stromverbraucher umgelegt werden, verbleibt das Geld im regionalen Kreislauf und schafft Akzeptanz und Teilhabe bei der Energiewende. Gemeinden stärken dadurch ihre Finanzkraft und machen sich unabhängiger von externen Finanzierungsquellen.

Ansprechpartner*innen

© Storyfischer

Ina Kietzmann
Leiterin Landespolitik & Kommunikation

Björn Spiegel
Leiter Strategie & Politik

Ron Schumann
Senior Referent Politik